Peter Schwöbel, Dezember 2020
Machen wir mal.
Vielleicht hast Du ein, zwei Folgen Deiner Lieblingsserie gesehen, doch mal Sport gemacht, einen lustigen Abend mit Deinem Partner verbracht. Oder Du hast den besten Gemüseeintopf Deines Lebens gekocht? Vielleicht hat sich – über den ganzen Corona-Trubel – auch eine Freundin nach einer Ewigkeit gemeldet. Schön.
Und während Du am späten Abend zufrieden den letzten Schluck des zu warmen Weißweins oder des zu kalten Tees schlürfst, schleicht sich hinterhältig ein bitterer Gedanke an: Ja, hättest Du, ja, wärest Du, oder könntest Du, aber das wird ja nichts mehr – obwohl die hat ja. Das ist wie dieses herb-süße Gefühl, wenn Du nach langer, langer Zeit an die schönen Momente mit einem Menschen denkst, von dem Du Dich vor fast genau so langer Zeit im heftigen Streit getrennt hast. Aber damals wolltet Ihr doch noch nach Australien – oder mit dem Zelt in die Eifel.
Und jetzt auch noch Corona. Jetzt ist die Eifel schon fast Australien, ein Bier in der Lieblingskneipe eine Riesenparty, drei Böller in Köln-Ehrenfeld der Sidney-Neujahrstraum. Alles vorbei, nichts geht mehr.
Ach, Australien …
„Du Träumer!“
Habe ich schon gehört. Und immer im falschen Moment. Ich Spinner, ich Naiver. So groß, so erwachsen – sollte es besser wissen. Stattdessen immer noch die Flausen im Kopf. Nochmal anfangen, etwas anderes tun, etwas anderes lernen, etwas anderes sehen.
Wenn Dich in letzter Zeit jemand Träumer genannt hat: Herzlichen Glückwunsch! Schade nur, dass dieser jemand wahrscheinlich nicht damit sagen wollte: „Verrückte Idee, wann legst Du los?“ Sicher hat er es aber gut mit Dir gemeint: Keine falschen Hoffnungen machen, auf dem Teppich bleiben.
Und jetzt auch noch Corona. Der zweite „Lockdown“ hat begonnen, es ist nasskalt draußen, im Supermarkt gibt es immerhin noch eine respektable Auswahl an Toilettenpapier – verordnete Ruhe.
Wolke, gut erhalten, schöner Ausblick, 0,00 €.
Die Fragen zur Existenz, zum Familienmanagement, zu den fehlenden sozialen Kontakten werden jetzt noch garniert mit der Einrichtung der Arbeitsgruppe „alternatives Weihnachten“ und dem Anlegen von beeindruckenden Netflix-Favoritenlisten. Aber Corona wird verschwinden. Seuchen und Kriege sind verschwunden. Es wird eine Zeit danach geben. Und mit etwas Glück kommt diese Zeit vielleicht doch schneller, als wir uns das jetzt gerade vorstellen können.
„Ja, dann geht’s aber los, ha!“ – „JAAAAA … äh, aber wohin denn?“
Jetzt ist die allerbeste Zeit, sich ab und zu auf Deine Wolke in Traumlage zurückzuziehen. Im Wald, auf dem Sofa, unter der Dusche, im Bett, still, pfeifend, tanzend, mit Kopfhörern, schläfrig, hellwach. Deine Wolke ist überall. Gib den Gedanken mal richtig Auslauf …
Und plötzlich kein Corona. Wann, wenn nicht jetzt? Stell Dir vor, es ist vorbei und Du hast Deinen Traum noch gar nicht geträumt. Wie willst Du ihn dann Wirklichkeit werden lassen? Das wäre doch sehr, sehr schade.
Die Wahrheiten.
- Nur Träumer schaffen Neues.
- Träum weiter und teile Deine Ideen mit Menschen, die verstehen, was Dir wichtig ist.
- „Träumer“ sollte ein Kompliment sein.
Hinweis: Ganz viele Ders können auch Dies sein, ich habe das ausschließlich zur besseren Lesbarkeit vereinfacht.
Bild: © Adobe Stock, Künstler Orlando Florin Rosu
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