CoCo 3
CoCo fliegt jetzt langsam mal los. Worauf auch warten?

Peter Schwöbel, Dezember 2020

Kurz vor ohne Bäng.

Silvester, keine Knaller, keine Party. Aber immerhin auch kein Stress, weil man sich – wie immer – vom Jahresende hat überraschen lassen und immer noch keine Einladung (geschrieben) hat oder zu viele davon. Immerhin muss man sich folgerichtig auch nicht um die Häppchen und die diffizile Getränkeauswahl für 13 bis 31 Leute kümmern: „Der hat noch nie Wein getrunken!“

Und keine Beschäftigung mit der nervenzerreißenden Entscheidung: Öffentlich als stiller Tierfreund bekennen oder dem Typen von gegenüber mit drei Packungen Armageddon infernale spezial mal zeigen, zu was deutsche Qualitätspyrotechnik heutzutage so alles fähig ist. 

Nein, das höchste der Gefühle ist die eine folgenreiche Frage im engsten Familienkreis: Fondue oder Raclette? 

Corona nimmt einem offensichtlich etliche, wenn auch nicht alle Entscheidungen ab. Ach, jetzt fangen wir endlich mit der Impferei an und man kommt womöglich doch noch auf den Geschmack …

Lehrern das Lehren lehren.

Ich habe gestern Abend mit einigen anderen Trainerinnen und Coaches an einer schönen, selbstredend virtuellen Veranstaltung zum Jahresausklang teilgenommen. Unter anderem sollte ich in Kürze schildern, was ich im ablaufenden Jahr gelernt hätte. Ich musste beim Nachdenken kurz auflachen und meinen Zuhörern zu verstehen gegeben, dass es eine abendfüllende Veranstaltung werde, wenn ich das detailliert aufzähle. Ich habe viele „sachliche“ Dinge gelernt, gar eine ganze Ausbildung absolviert, viel über die Menschen, die mit mir die meiste Zeit und den engsten Raum teilen und vor allem: ganz viel über mich selbst.

Selten um einen klugen Spruch verlegen, gerne anderen in all meiner Großzügigkeit die Welt kurz und lang erklärend, war es wohl höchste Zeit, selbst auf der etwas unbequemen, aber Halt gebenden Holzbank Platz zu nehmen, zu hören, zu sehen, zu fühlen, zu lernen. Mit teilweise dann doch erstaunlichen Einsichten. Und ich habe den Eindruck: Das geht vielen anderen auch so.

Hört und liest man den ganzen Tag von Krise, Einschränkungen, Lockdown, Krankheit, Tod, nehme ich in persönlichen Gesprächen vor allem wahr: Umdenken, Neustart, Netzwerk, Familie, Freundschaft, Dankbarkeit, Demut.

Und ich habe noch nie so oft gehört: Ich freue mich auf das neue Jahr!

Der Ranzen ist gepackt. Auf!

Am Jahresende gibt es diese merkwürdige Kombination aus Müdigkeit und gutem Vorsatz, Blick zurück und nach vorne mit zu viel Rotwein und Schokolade im Hier und Jetzt. Es gibt gute Gründe, warum so viele gute Vorsätze in der zweiten Januarwoche schon wieder vergessen, verschoben, verdrängt sind. Das Ziel ist das Ziel, nicht der Weg – der ist dann doch ziemlich mühsam.

Aber ohne den ersten kleinen Schritt auf dem neuen Weg gibt es auch kein Ankommen.

2021 wird mit stark angezogener Handbremse beginnen – das schont aber auch die Kräfte. Das wird sicher reichen für die nächsten – vielleicht bewusst kleinen – Schritte. Und dann wünsche ich mir und allen anderen die Geduld, auf die Ergebnisse unserer Bemühungen zu warten, die sich ganz bestimmt einstellen werden.

Die Wahrheiten.

  • Ankommen erfordert Losfliegen.
  • Kurskorrekturen werden während des Fluges gemacht.
  • Wer langsam fliegt hat mehr von der Aussicht.
  • Richtig gute Piloten fliegen auch mal einen Looping.

Liebe Leserin, lieber Leser, alles Gute für 2021!

Hinweis: Ganz viele Ders können auch Dies sein, ich habe das ausschließlich zur besseren Lesbarkeit vereinfacht.

Bild: © Adobe Stock, Künstler Orlando Florin Rosu

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